Bericht in „Die Woche“ am Donnerstag, den 15.11.2001

Sehhilfe: Willst Du mit mir gen?
Max Fellmann über sein Bild der Woche: die DNS als zeitgemäßes Weihnachtsgeschenk

 

D N S
Erbinformation als Andenken: Ein Molekularbiologe aus Münster bietet jetzt die DNS als Geschenk an. Wer seinen Nächsten liebt, der spuckt – und kann so mit einer zeitgemäßen Überraschung zu Weihnachten aufwarten: „Im Speichel befinden sich genug Mundschleimhaut-zellen, aus denen die DNS heraus-gearbeitet wird“, teilt der Hersteller mit. Aber keine Angst: „Das geht völlig schmerzlos.“ Bedingt glaubwürdig: Durch eine „spezielle Behandlung“ soll die DNS sichtbar werden – als „fadenförmiges Knäuel“. Der Biologe Harutyun Melkonyan findet das sehr romantisch, er sagt: „Früher hat man eine Schatulle oder eine Haarlocke des oder der Liebsten bei sich getragen, warum sollte man heute nicht mit der Zeit gehen und ein Röhrchen mit dessen Erbmaterial dabeihaben?“ Doch wo die aufbewahrte Locke noch die Einzigartigkeit der Liebsten repräsentierte, sagt das DNS-Röhrcben nur: Hier sind schon mal die Eckdaten für die passende Frau -falls sie mir wegläuft, kann ich sie ja einfach klonen lassen. So tut die Erinnerungs-DNS genau das Gegenteil von dem, was Andenken tun sollen: Sie demonstriert die Beliebigkeit menschlichen Miteinanders. Geschenkt.

 

 

KOMMENTAR:
Es könnte der Anschein entstehen, Dr. Harutyun Melkonyan habe behauptet, dass man aus der DNA, die DNA4U aus dem Speichel (Mundschleimhautzellen) gewinnt, diesen Menschen klonen könne. Mitnichten! Wie schon auf der Seite (Unser Produkt) zu lesen ist:

Kann man mich aus meiner DNA klonen?
Nein, dafür ist die Qualität dieser DNA nicht ausreichend. Seit dem Schaf Dolly ist das Klonen für fast jedermann ein Begriff. Aber um ein Säugetier (z. B. einen Menschen) zu klonen, benötigt man hochwertige DNA, die keinerlei Fehler aufweist. Einige Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass hierfür sogar nur die DNA bestimmter Zellen, der Stammzellen, geeignet ist. Allerdings dachten die meisten Forscher jahrelang, dass es niemals möglich sei, ein Säugetier zu klonen, da man hierfür undifferenziertes Gewebe bräuchte. Es ist schwer einzuschätzen, wie weit sich die molekularbiologische Forschung weiterentwickeln wird. Unter Umständen wird man in späteren Jahren in der Lage sein, jegliche DNA zur Klonung zu nehmen. Auch die DNA aus dem Speichel. Persönlich halten wir dies für eher unwahrscheinlich, jedoch nicht für unmöglich.

Hier ist der eingesannte Originalartikel, zur Großansicht bitte auf das Bild klicken:

 

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